1976 – 2000

Die ersten 100 Jahre der Schützenbruderschaft St. Mauritz
Erpho wurden aus der seiner Zeit erstellten Festschrift unverändert übernommen.
In diesem Teil wird über die letzten 25 Jahre berichtet.

Unsere Schützenbruderschaft schöpft ihre Lebenskraft aus
der Bewahrung unserer Traditionen. Veränderungen, aus Gründen des Zeitgeistes
oder gerade vorherrschender Meinung, werden ganz bewußt nicht vorgenommen. Der
Leitfaden für unsere Bruderschaft ist unsere Satzung, die zwar in Teilen
modifiziert, den rechtlichen Standards angepaßt wurde, jedoch in ihrer Aussage
gleich geblieben ist. Sie regelt die allgemeine Zielsetzung, die gemeinnützigen
Zwecke, die Verantwortlichkeiten und weist den Vereinsmitgliedern den Weg durch
das Schützenjahr. Fest geschriebene Jahreshöhepunkte sind das Schützenfest, die
Festbälle im Sommer und Herbst, das Winterfest, gefeiert als Kappenfest zur
Karnevalszeit, sowie die Jahreshauptversammlung im Januar und die
Generalversammlung im Frühsommer. Diese Veranstaltungen gelten als feste Eckpunkte
des Schützenjahres. Doch was ist eine Satzung wert, deren Inhalte nicht mit
Leben gefüllt werden? Traditionen können nur fortbestehen, wenn wir, die
jeweils aktiven Schützen sie annehmen und an die nächste Generation
weitergeben. Daraus folgt, dass in unserer Bruderschaft zuallererst die
Menschen, die Schützenschwestern und Schützenbrüder im Mittelpunkt stehen.

Unsere Schützenbruderschaft wurde in den 125 Jahren ihres
Bestehens von vielen Persönlichkeiten geprägt. Über die Gründerväter und die
ersten, ihnen nachfolgenden Generationen wurde im ersten Teil der Festschrift
berichtet, wir erinnern an die letzten 25 Jahre, obwohl der Übergang fließend
ist.

Als herausragend ist hier sicherlich Josef Gerke zu nennen,
der zuerst in der Funktion als Oberst tätig war und ab dem Jahre 1962 bis 1993
als erster Brudermeister (1. Vorsitzender) die Schützenbruderschaft führte.
Unter seiner tatkräftigen Regie erlebten die Mauritz- Erpho Schützen eine neue
Blütezeit. Gleichzeitig war Josef langjährig für den Zentralverband des Bundes
der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften als stellvertretender
Diözesanbundesmeister und vor dem als Bezirksbundesmeister tätig.

1992 kündigte er seinen Rückzug aus dem Amt an, um neuen
Ideen eine Chance zu geben. Unsere Schützenbruderschaft ehrte und dankte Josef
Gerke mit einem Festkommers. Als Festredner fand der damalige Oberbürgermeister
der Stadt Münster, Dr. Jörg Twenhöven, herzliche Worte der Anerkennung. Josef
übernahm in seinem aktiven Schützen-Unruhestand als neue Aufgabe, übrigens sehr
erfolgreich, das Amt des Präsidenten des Stadtschützenverbandes, dessen
Gründungsmitinitiator er 1979 war. Dies tat er gemeinsam mit Bernhard Nüssing
(+ 1998), unserem damaligen 2. Brudermeister, der Josef über 25 Jahre zur Seite
stand, ja ihn während längerer Krankheit glänzend vertrat. Prägend für unsere
Bruderschaft war sicherlich auch unser Oberst Heinz Rennekamp ( + 1996), der in
seiner unnachahmlichen Art über 20 Jahre das Schützenbattallion anführte. Viele
Jahre davon hoch zu Roß – gemeinsam mit seinem Major Willi Kroos und Adjudant
Franz Saalmann -. Bis zu jenem Tag, als die Pferde unbedingt rückwärts in einer
geöffneten Garage „einparken“ wollten und den furchtlosen Reitern nur noch die
Rolle seitwärts vom Pferd als letzter Fluchtweg blieb. Seitdem wurde auf einem
Stuhl durch den Saal „geritten“.

Im gleichen Atemzug ist unser langjähriger Vereinswirt
Franz Kinnebrock (+ 1990) zu nennen. Wer sieht ihn nicht noch vor sich,
freundlich lächelnd hinter seiner Theke stehen, natürlich mit der unvermeidlichen
Zigarre? Franz Kinnebrock ging übrigens als „König zu Donner und Blitz“ in die
Vereinsgeschichte ein. Benannt, nach dem heftigen Sommergewitter während seines
Rückmarsches als frisch gekürter Schützenkönig. Als dritter im Bunde muß
Bernhard Hankamp genannt werden. Lange Jahre war er unser Vergnügungspräsident.
Unvergessen als Sänger des Liedes „Mamatschi – schenk` mir ein Pferdchen“ und
anderer Liedertexte, die er auch heute noch – leider nur gelegentlich – zum
Besten gibt.

Erinnert werden sollte an dieser Stelle an die vielen
Schützen und Schützenschwestern, die durch ihr Engagement, mit oder ohne
offizielles Amt zum Fortbestand der Bruderschaft beigetragen haben. Sie alle
namentlich aufzuführen wäre geboten, würde jedoch den Rahmen prengen.

Im Laufe der Zeit wurde der Staffelstab weitergegeben. Ein
neuer Vorstand prägt heute das Bild der Bruderschaft. 1987 trat Manfred Hinz
das Amt des Oberst an. In der Übergangszeit der Verabschiedung von Josef Gerke
bis zur Wahl eines neuen 1. Brudermeisters leitete er kommissarisch, aber in
bester Manier, unsere Bruderschaft. Auf der Generalversammlung 1993 wählten die
Schützen den langjährigen Obmann des Spielmannszuges Fritz „Fitti“ Helftewes zu
ihrem neuen 1. Brudermeister. Kaum Zeit sich einzuarbeiten, begann seine
Amtszeit mit einem Paukenschlag. Der langjährige Festplatz für das
Schützenfest, der Heidekrug, stand plötzlich nicht mehr zur Verfügung. Ein
neuer Festplatz mußte gefunden werden. Schnell war die Idee geboren möglichst
zentral, also im St. Mauritz-Viertel zu feiern, statt wie bisher, etwas abseits
gelegen. Eine Möglichkeit konnte es geben. Der Schulplatz der alten Mauritz
Schule, direkt neben der Pfarrkirche St. Mauritz gelegen. Unter vielen Mühen
gelang es Fritz Helftewes und dem Vorstand, die erforderlichen Genehmigungen zu
erhalten. In vielen Verhandlungen wurde ein Festwirt gefunden, der die gesamte
Infrastruktur für eine solche Veranstaltung zur Verfügung stellen konnte. Die
fahrbare Vogelstange wurde mit einem LKW aus Greven herangezogen, der mobile
Schießstand für das Scheibenschießen konnte aus Hasewinkel abgeholt werden.
Nach Reinigung, Aufbau und Beschmückung konnte unser neuer Festplatz erstmals
zum Schützenfest 1994 bezogen werden. Die Überschaubarkeit und die gemütliche
Atmosphäre, die unser neues Domizil ausstrahlt, wird nicht nur von unserer
Schützenfamilie geschätzt, sondern auch von unseren Gästen gerne angenommen. Zu
diesem gelungenen Kraftakt kann man allen Beteiligten gratulieren und allen,
die uns das neue Quartier ermöglicht haben, herzlichst danken.

Neben allen Aktivitäten innerhalb der Schützenbruderschaft
sind die Kontakte nach außen äußerst reizvoll und so etwas wie „das Salz in der
Suppe“ unseres Schützenalltags. Hier sind die Kontakte zu unseren Pfarreien St.
Mauritz und St. Erpho mit unseren Beteiligungen an kirchlichen und
Gemeindefesten zu nennen.

Seit dem im Jahr 1980 unser damaliger Obmann der
Schießriege, Otto Jokisch mit seinen Mannen, die Idee in die Tat umsetzte, die
Senioren des Altenwohnheims Maria Trost zu einer Pättkesfahrt per PKW durch das
Münsterland einzuladen und sie unterwegs mit Kaffee und Kuchen zu verwöhnen,
wird diese Ausflugsfahrt von unseren Schützen gerne jährlich, bis auf den
heutigen Tag fortgeführt. Inzwischen verbindet uns mit den Senioren und den
Schwestern von Maria Trost ein freundschaftliches Verhältnis.

1992 vermittelte Schützenbruder Werner Bornefeld-Ettmann
dem Vorstand einen Besuch zum Schützenfest in Brakel. Dort konnten wir
beobachten, wie im schönen Lipper Land die Bürgerschützen ihr größtes Fest
begehen. Es ist schon eindrucksvoll, wenn die vier Züge mit jeweils bis zu 1000
Mitgliedern im Sternmarsch zum Rathausplatz ziehen, um dann gemeinsam ihre
Front zu präsentieren, die vom König und anderen Persönlichkeiten Brakels
abgeschritten wird. Ganz so lange benötigt das Königspaar unserer Bruderschaft
mit rund 160 Aktiven sicherlich nicht. Seit dieser Zeit besuchen wir uns
gegenseitig auf unseren Schützenfesten. Daraus hat sich so manche Freundschaft
unter den Schützen entwickelt. Ein herzliches Verhältnis verbindet die
Schützenbruderschaft St. Mauritz-Erpho auch mit den Schützen aus Vorhelm. Hier
ist der Hauswirt unserer Vereinsgaststätte Mauritz-Eck, Wilfried Eskötter, als
Schütze aktiv. Innerhalb des allgemeinen Schützenvereins Vorhelm ist er
Mitglied einer Gruppe von Schützen, die mit Böller-Kanonen für den richtigen
Ton zu den Festlichkeiten sorgt. Nach mehreren Besuchen des „ BMC Ballermann“
zu unseren Schützenfesten, statteten wir 1999, zum 50-jährigen Jubiläum der
Vorhelmer, einen Gegenbesuch ab, der vielen von uns unvergessen bleibt.

Traditionell sind die Fahnen der Bruderschaft, getragen und
begleitet von den Fahnenoffizieren, bei jedem geeigneten Anlaß dabei. Sie sind
die Mitte unserer Vereinigung und präsentieren das Leitbild der Schützen:
Glaube – Sitte – Heimat ! Wir sind ein wenig stolz darauf, noch im Besitz der
Gründerfahne zu sein. 1936 mußte diese Fahne zum 60. Jubiläum unserer
Schützenbruderschaft durch eine neue Fahne ersetzt werden. Aber auch dieses
Stück kam in die Jahre, die kunstvollen Stickereien wurden brüchig und das Tuch
irreparabel. 1991 wurde der Auftag für die Herstellung einer neuen Fahne an die
Behindertenwerkstätten Nordkirchen erteilt. Es entstand unter fachkundiger
Anleitung und mit Hilfe vieler fleißiger Hände ein prachtvolles Stück, welches
anläßlich unseres Schützenfestes 1992 während des Festamtes in der Mauritz
Pfarrkirche feierlich gesegnet wurde. Im Jahr 1994 wurde unserer
Schützenbruderschaft eine besondere Ehre zuteil. Anläßlich des Bundeskönigsschießens
übernahm unser Fahnenobmann Hermann Daake mit seinen Offizieren die
Bundesstandarte des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften,
um sie im Namen und mit Auftrag der Stadt Münster auf Bundesveranstaltungen zu
präsentieren und sie ansonsten sicher aufzubewahren. 1995 wurde die
Bundesstandarte dann in Paderborn-Schloß Neuhaus an die dortigen Schützen
übergeben. Hermann Daake erinnert sich gerne an dieses, durch die vielen
Reisen, aufregende Jahr zurück.

Zu den Fahnenoffizieren gehören auch die Fahnenschläger.
Lange Jahre repräsentiert von unseren Schützen Klaus Peperhove und Dieter Voß.
Danach wurde es still um dieses Brauchtum. Bis im Jahr 1991 vom Hauptmann der
1. Kompanie Günther Stewart eine neue Fahnenschlägergruppe ins Leben gerufen
wurde. Mit dabei waren Frank Grundschöttel, Martin Heemann und Benno Borgdorf.
Am Wochenende werden die Figuren einstudiert und trainiert, im Sommer auf dem
Rasen gegenüber der Mauritz-Kirche. So mancher Radler oder Spaziergänger soll
sich wohl über dieses Treiben gewundert haben. 1998 wurden durch das Königshaus
Günther und Gaby Stewart 4 neue Schlagfahnen gestiftet. Der jüngste
Fahnenschläger unserer Vereinsgeschichte stieß 1999 zu dem Quartett. Matthias
Dorgeist im Alter von 7 Jahren. Ab dem Zeitpunkt übte man im Quintett. Mit viel
Erfolg, wie unsere Vereinsmitglieder und Gäste gerne bestätigen werden.

Was wären die Schützen und ihre Bruderschaft ohne ein
Vereinslokal? Hier treffen wir uns zu unseren Versammlungen, zu den
traditionellen Frühschoppen, zum Ausklang unseres Schützenfestes beim „Dicke
Bohnen Essen“ oder nur so zum Feierabend-Bier. Unser Vereinslokal ist das
Mauritz – Eck. Hier sind in einem vom Hauswirt Wilfried Eskötter 1999
gestifteten schönen Fahnenschrank unsere Vereinsfahnen „zu Hause“.

Seit 1950 ist die ehemalige Restauration Eskötter als
Mauritz-Eck untrennbar mit dem Namen Kinnebrock verbunden.

In zweiter Generation unter der Führung von Franz und Agnes
entwickelte sich, nicht zuletzt durch die aktive Teilnahme unseres
Vereinswirtes am Schützenleben, eine enge Verbundenheit zu unserer
Bruderschaft. Nach dem plötzlichen Tod von Franz Kinnebrock im Jahr 1990,
übernahm Agnes unterstützt von ihren Kindern die Geschäftsführung. 1994, nach
Renovierung und Wiedereröffnung, übergab sie die Gaststätte an Tochter Gabi und
Ehemann Günther Stewart. – 50 Jahre Tradition in unserem Vereinslokal, die die
Schützenbruderschaft St. Mauritz-Erpho mit großem Dank an die drei Wirte
Generationen des Mauritz-Eck im Dezember 2000 gerne mitfeierte.

Liebe Leser dieses Berichtes, wir hoffen, dass wir deutlich
machen konnten, dass die uns überlieferten Traditionen für unsere
Schützenbruderschaft Bestand haben und fortbestehen werden.

Dazu haben wir uns verpflichtet. – Und dennoch ist in den
letzten 25 Jahren vieles geschehen, was unser Schützenleben bereichert hat.
Nicht alles konnte hier Berücksichtigung finden.

Abschließend sei allen
Schützenschwestern und Schützen ein Wort des Dankes gesagt. Ohne Eure Mitarbeit
und Freude an der Gemeinschaft hätten wir dieses Jubiläum nicht erreicht. – Es
gilt noch andere Ziele zu erreichen -! Weiter